Lesen auf eigene Gefahr

Du bist dumm, ich hasse Dich, Du bist arrogant, Du bist überheblich, schalte Dein Gehirn ein, so und ähnlich die Worte, die Einem immer und immer wieder - ganz ohne Vorwarnung - innerhalb einer Debatte in verschiedenen Foren entgegengeschmettert werden. Die Auslöseschwelle ist bei Einigen sehr niedrig. Klar, es ist ja keine persönliche Auseinandersetzung wie im realen Leben. Im Internet brauche ich dem Gegenüber ja nicht in die Augen zu blicken, während ich ihn wüst beschimpfe. Alles nur virtuell. Das senkt natürlich die Hemmschwelle enorm und steigert die Sensibilität.
Die Sensorik und die Waffen für die Auseinandersetzungen werden mit dem Login scharf gemacht. Die brisanten Emotionen, die Aggressionen werden nicht nur ins Forum mitgeschleppt, Nein, die Plattform dient als Gefühlsschleuder und der Brocken auf dem Katapult sind die Schimpfwörter und der Auslöser ist ein Button namens '' Kommentar abschicken ''.

Hochsensibel wie ein scharfer Nuklearsprengkopf sind Manche. Gefühlsgranaten ohne Verzögerungssatz auf zwei Beinen, die bei jeder passenden Gelegenheit direkt hochgehen. Wie Selbstmordattentäter, die anstatt eines Sprengstoffgürtels einen Schimpfwörtergurt umhaben, sprengen sie die gesamte Diskussion und sich gleich mit in die Luft. Es sind Kommentar-Attentäter, denen jegliche Eloquenz und Gelassenheit fehlt, aber die dafür ein reichhaltiges Repertoir an Schimpfwörtern mithaben und sofort drauflosballern, sobald ein unliebsamer Meinungsgegner auftaucht.
Sachlichkeit und Distanz sind ihnen ebenfalls Fremdwörter und allenfalls unter Ihresgleichen ist eine konfliktfreie, schwachsinnig-homogene und isolierte Kommunikation ohne Gewährung neuer Aspekte zu beobachten.
Es stellt sich die Frage, ob das vielleicht genau die Leute sind, die bei wirklichen Auseinandersetzungen, wenn sie einem direkt gegenüberstehen, nie die Schnauze aufkriegen.
Meistens muss dann bei diesen Leuten später der arme Hund zuhause als Kompensator dienen, wodurch der Drecksköter sofort einen kräftigen Fußtritt in die Rippen bekommt, nur weil er raus seine Notdurft verrichten muss und daher jaulte. Das arme Vieh verpisst sich dann in irgendeine Ecke und bläht dann wie ein Kugelfisch auf vier Beinen immer weiter auf, bis kurz vorm Zerbersten. Bis er schließlich bis zum Hals voller Scheiße ist. Und wenn Herrchen sich dann irgendwann erbarmt und das Tier, dem die Augen immer weiter aus dem Kopf kommen, draußen endlich abdrücken darf, dann geschieht das aufgrund der entstandenen Kompression unter einem lauten Donnern, Grollen und Pfeifen wie bei einem Luftballon, aus dem die Luft schlagartig entweicht, so dass die Leute im Viertel denken, ein Gewitter ziehe auf. Aber davon wollte ich eigentlich gar nicht erzählen............

Also weiter : Und meistens ist es bei den Auseinandersetzungen dann leider so, dass dann das Opfer der Aggressionen auf die gleiche persönliche, beleidigende Art und Weise reagiert, ebenfalls zum Verbalterroristen mutiert und folglich ein Feuerwerk der wechselseitigen Gefühlsausbrüche beginnt, dass in der gesamten Blogosphäre zu hören ist. Ungehemmt wird mit beleidigenden Ausdrücken um sich geworfen, in der Hoffnung ,dem fiesen Schweinehund so Einhalt gebieten zu können. Die scheinbar unaufhaltsame Schlammschlacht nimmt dann ihren Lauf und die Auseinandersetzungen enden meistens dadurch, dass sich alle Konfliktbeteiligten fix und fertig mit den Nerven, ja total ausgepowert, ausloggen.

Ich denke dann immer: Sehr interessante Freizeitbeschäftigung, sehr entspannend, sehr sinnvoll.

Andererseits muss ich gestehen, dass gerade mein Blog (riesenzwerg.dauerschreiber.com) als sogenannte Emotionsfalle dient, die mir mithilfe meiner provokanten Formulierungen immer wieder Einblicke in die Psyche einiger Kommentatoren gibt. Was jedoch nicht der Hauptzweck meiner Beiträge ist, was ich in aller Deutlichkeit hier erkläre.

Vielmehr geht es mir um die Freude am Sarkasmus, die ich mit Gleichgesinnten teile. Die Psychosen, welche die Emotionalagierenden offenbaren, sind also nur ein Nebenprodukt, was mich aber immer wieder zu neuen Beiträgen inspiriert.
Manchmal ähnelt das Schauspiel dem ewigen Verfolgungsspiel von Wile E. Coyote und Road Runner.
Nicht selten stürzt dann der Verbalterrorist innerhalb der Auseinandersetzung in die Gefühlsschlucht. Das passiert immer dann, wenn man ihm blitzschnell die wackelige Gefühlsbrücke unter den Füssen wegzieht, indem man einfach sachlich aber vorallem gelassen bleibt.
Ironische Bemerkungen, die Alles ins Lächerliche ziehen, dienen ebenfalls als vortreffliche Mittel das Wort-Attentat zum verbalen Kamikaze-Akt werden zu lassen.
Ja und so schaue ich dann immer hinterher wie Schimpf-Coyote abstürzt und ich wundere mich immer, wenn er am nächsten Tag wieder auftaucht und auf’s Neue loslegt.
Das ist echt wie bei den Looney Tunes von Warner Bros. Geil, nicht wahr ?

Abgestürzt, abgefackelt, abgeprallt, aufgeklatscht ; alles kann man mit Ihnen machen, sie kommen immer wieder, denn sie sind hungrig und verbissen wie Wile E. Coyote, der permanent dem rasend schnellen Vogel hinterherjagt. Aber der Blog-Coyote giert nach etwas anderem, vorallem nach Anerkennung, Genugtuung und Bestätigung.
Aber genau das wird er auf diese Art und Weise nicht bekommen und genau aus diesem Grund wird es ein unendliches Spielchen bleiben.